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Ansprache Seiner Majestät des Königs an die hohen Amtsträger des Landes

29 Januar 2019

Herr Premierminister,

Herzlichen Dank für die guten Wünsche, die Sie uns auch namens der Amtsträger unseres Landes ausgesprochen haben.  Auch die Königin und ich wünschen Ihnen allen ein glückliches neues Jahr.

Meine Damen und Herren,

Dieses neue Jahr beginnt auf ungewöhnliche Weise, mit einer geschäftsführenden Regierung.  Aus meinen Gesprächen mit dem Kammerpräsidenten, dem Premierminister und den Parteivorsitzenden habe ich vor allem mitgenommen, dass der einträchtige Wille besteht, die gute Regierungsführung des Landes zu gewährleisten und die Belange der Bevölkerung langfristig zu wahren.

In mehreren Ländern um uns herum herrschen Spaltung und Lähmung.  Auf internationaler Ebene erleben wir neuen Widerstand rund um so fundamentale Themen wie Klimaschutz, Migration und internationaler Handel.  Dabei sind es gerade diese Bereiche, in denen eine intensive Zusammenarbeit unentbehrlich ist.  

Gleichzeitig müssen wir Nutzen ziehen aus den tiefgreifenden Veränderungen, die der  technologische Umbruch mit sich bringt.  Dieser erfordert natürlich, dass wir unsere Lebens- und Lernweisen anpassen, und er stellt uns vor neue Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Beschäftigung.  Aber er bietet vor allem auch enorme Chancen.  Technologie wird die menscheigenen Qualitäten und unser menschliches Denken nie ersetzen können.  Im Gegenteil, sie kann sie nur ergänzen und stärken.       

Auf all diese Entwicklungen erwarten die Bürger von ihren Institutionen ehrgeizige und konstruktive Antworten.

Meine Damen und Herren,

Wir ernten heute die Früchte von vorangegangenen Engagements und Entscheidungen, die viel Mut und Anstrengung erfordert haben.  Lassen Sie mich hierfür einige Beispiele geben.  

Der Wagemut von Unternehmern und Investoren hat zu einer Rekordzahl von Start-ups geführt, die in den Startblöcken stehen, um die Welt mit ihren innovativen Produkten und Diensten zu erobern.  Die Unternehmenswelt befasst sich entschlossen und aktiv mit den Möglichkeiten neuer Formen der Mobilität.  Dank sukzessiver Massnahmen wurden, und werden auch weiterhin, viele neue Arbeitsplätze geschaffen, was zu einer starken Nachfrage führt nach Arbeitskräften mit einer Ausbildung, die den neuen Anforderungen entspricht.  In diesem Zusammenhang ist es erfreulich festzustellen, dass im abgelaufenen Jahr so viele Studenten wie nie zuvor ihren Hochschulabschluss gemacht haben.  Und unsere Wissenschaftszentren haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Abkommen mit internationalen Partnern geschlossen, wodurch der Zugang zu einer Ausbildung im Ausland noch weiter erleichtert wird.

Auch die Mobilisierung der Bevölkerung gibt uns ein ermutigendes Signal.  Sie unterstreicht die Wehrhaftigkeit unserer Gesellschaft und den Willen, gemeinsam unsere Zukunft zu gestalten.  Unsere Demokratien stehen unter grossem Druck, aber sie sind sehr lebendig.  Sie sind unser Stolz und bleiben Träger von unersetzlichen Idealen und Werten, wie die Bereitschaft zum Zuhören und Dialog.  Die verschiedenen Bewegungen, die wir derzeit erleben, sind Ausdruck eines Willens zum gemeinschaftlichen Handeln.  Sie fordern eine neue, gerechtere, ökonomische und soziale Dynamik.  Und eine grundlegende Anpassung unserer Lebensweise, um so eine unumkehrbare Zerstörung unseres Planeten zu verhindern.

Lassen wir uns diese ganze Energie bündeln in einem Projekt, das für alle unsere Mitbürger neue Chancen schafft.                  

Ein Projekt und eine Vision, die greifbare Fortschritte bringen.

Setzen wir mit Kreativität und Dynamik beispielsweise den Ausbau von Exzellenzpolen in unserem Land fort.  So können wir Belgiens Platz in der Weltspitze in den zukunftsträchtigen Branchen wie der Bio- und Nanotechnologie und künstlicher Intelligenz festigen.

Machen wir aus unserer Hauptstadt Brüssel mit ihrem kulturellen Reichtum, ihrer Gastfreundlichkeit und Ausstrahlung einen internationalen Knotenpunkt, wo in Wechselwirkung mit unseren anderen Regionen alle Trümpfe unseres Landes zur vollen Geltung kommen.  

Die junge Generation zeigt gleichermassen Ehrgeiz und tiefe Gefühle von Authentizität und Solidarität.  Sie haben ein scharfes Bewusstsein für die Bedürfnisse unseres Planeten.  Räumen wir ihnen den Platz ein, der ihnen zukommt, und errichten wir mit ihnen ein solides Fundament, das ihnen Halt bietet. 

Meine Damen und Herren,

Ich lade Sie alle ein, gemeinsam nachzudenken und mitzuwirken an diesem neuen Elan, einem Projekt für Belgien, im Herzen Europas.  So können wir alle mehr denn je mit Vertrauen in die Zukunft blicken. 

Die Institutionen, die Sie vertreten, sind der Zement unserer demokratischen Gesellschaft. Sie sind Orte, wo Bindungen geschaffen und Menschen zusammengebracht werden.  Sie schützen uns auch gegen Fehlinformationen und schädliche Vereinfachungen.

Meine  Damen und Herren,

Sie stehen in den kommenden Monaten, im Vorfeld der nächsten europäischen, föderalen und regionalen Wahlperiode, vor einer schwierigen und delikaten Aufgabe.   Das Land zählt auf Sie.