Ansprache Seiner Majestät des Königs anlässlich des Besuchs in Belgien Seiner Heiligkeit des Papstes Franziskus, Schloss zu Laeken, 27. September 2024

Heiliger Vater,
es ist eine große Freude, Sie hier bei uns begrüßen zu dürfen, fast dreißig Jahre nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II.
Ihre vom Heiligen Petrus geerbte apostolische Mission folgt der großen christlichen Tradition. Sie ist auch ein Spiegelbild Ihrer herausragenden Persönlichkeit. Sie sind sich der Leiden unserer Welt bewusst und haben den Kampf gegen alle Formen der Ungerechtigkeit zum Kern Ihrer Berufung gemacht. Ihre Worte, Ihre Gedanken und Ihre Taten bringen Hoffnung und Licht bis an die Grenzen der großen Familie der Menschheit. Ihre jüngste Reise nach Südostasien zeigt dies sehr deutlich.
Sie richten eine Botschaft des Lebens an die gesamte Menschheit, indem Sie die ärmsten Völker aufsuchen, die, die am weitesten entfernt sind, die am meisten vom Klimawandel und von vergessenen Kriegen betroffen sind.
Wir stehen voll hinter Ihren Bemühungen, da nur Frieden Entwicklung, Bildung, Fürsorge und soziale Gerechtigkeit ermöglicht.
Heiliger Vater, Sie haben die unsägliche Tragödie des sexuellen Missbrauchs innerhalb der kirchlichen Institution unnachgiebig angeprangert. Sie haben konkret gehandelt, um diese abscheuliche Gewalt zu bekämpfen. Kinder wurden schrecklich verletzt und fürs Leben gezeichnet. Dasselbe gilt für Opfer von Zwangsadoptionen.
Es hat so lange gedauert, bis ihre Schreie gehört und anerkannt wurden. Die Suche nach Wegen, um das Irreparable zu „reparieren“ hat so viel Zeit in Anspruch genommen. Wir kennen die Bemühungen der belgischen Kirche, in dieser Richtung zu arbeiten; sie müssen entschlossen und unermüdlich fortgesetzt werden.
Ihr Leben und Handeln steht unter dem Zeichen der Selbsthingabe. Unermüdlich setzen Sie sich ein für unser „gemeinsames Haus“, die Erde, für die umfassende Entwicklung aller und jedes Einzelnen, für den Dialog zwischen philosophischen, geistigen und religiösen Auffassungen.
Sie prangern zu Recht an, was Sie scharfsinnig einen „Dritten Weltkrieg in Stücken“ nennen. In Ihnen, Heiliger Vater, begrüßen wir einen Pilger, der eine universelle Botschaft des Friedens, der Versöhnung und der Gerechtigkeit mit sich bringt. Sie erinnern daran, dass jeder Mensch dazu berufen ist, zu lieben und geliebt zu werden.
Diese humanistische und spirituelle Auffassung war immer die der Universitäten von Löwen, deren sechshundertsten Jahrestag wir feiern und die Sie zu uns bringen. Ich weiß, wie sehr sich die Studenten und ihre Dozenten freuen werden, Sie morgen und übermorgen zu treffen und Ihnen ihre Sorgen anzuvertrauen. Die Mobilisierung für die großen Herausforderungen, die sie zur Sprache bringen werden, passt zu den Grundwerten der Universitäten von Löwen.
Heiliger Vater, das belgische Volk ist großzügig und gastfreundlich. Diese Eigenschaften kennzeichnen auch unsere sehr aktive Zivilgesellschaft, von der viele Vertreter hier anwesend sind. Diese Zivilgesellschaft trägt intensiv zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung bei. Wie könnte man hier nicht die Persönlichkeit Pater Damian erwähnen, der sein Leben für die am meisten Ausgegrenzten gab? Er ist auch heute noch ein Vorbild für uns alle.
Heiliger Vater, wir wünschen Ihnen, dass Sie bei Ihrem Aufenthalt die Großzügigkeit der Belgier kennenlernen.
Heiliger Vater, im Namen dieses großzügigen Volkes ist es mir eine Freude, Sie zu begrüßen!