Startseite / Agenda / Rede Seiner Majestät des Königs der Belgier aus Anlass des Staatsbanketts zu Ehren von Seiner Königlicher Hoheit der Großherzog von Luxemburg, Schloss Laeken, 16. April 2024

Rede Seiner Majestät des Königs der Belgier aus Anlass des Staatsbanketts zu Ehren von Seiner Königlicher Hoheit der Großherzog von Luxemburg, Schloss Laeken, 16. April 2024

16 April 2024

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Königliche Hoheiten, verehrter Henri, verehrte Maria Teresa,

es ist Mathilde und mir eine große Freude, Euch nach dem so herzlichen Empfang, den Ihr uns 2019 bereitet habt, nun bei uns willkommen zu heißen!

Seit dieser Zusammenkunft hat sich die Welt sehr verändert, aber um den Turbulenzen und Wirrungen der Geschichte zu begegnen, können uns die Gedanken großer Persönlichkeiten erleuchten und Mut machen. Goethe hat einmal gesagt: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

In der Tat sind starke Wurzeln die Grundlage für die Fähigkeit, künftige Herausforderungen zu meistern.

Unsere gemeinsamen Wurzeln, seien es diese der Familie oder die unserer Völker, greifen tief in einen außergewöhnlich reichen Boden der Humanität, der Kultur und der Spiritualität. Zwischen der lateinischen und der germanischen Welt haben unsere beiden Länder mit ihrem burgundischen und lothringischen Erbe im Laufe der Geschichte immer wieder Einfallsreichtum, um nicht zu sagen Genialität, an den Tag gelegt. Der Genter Altar der Brüder Van Eyck, den Ihr morgen in Gent bewundern könnt, ist ein wunderbares Beispiel für den Sinnspruch: „Schönheit wird die Welt retten“.

Unsere Flügel entfalten sich nunmehr im Herzen Europas, durch ein unerschütterliches Engagement für das europäische Projekt. Seit der Gründung dieses Projekts hat uns die kollektive Vision eines versöhnten und großzügigen Europas in die Lage versetzt, gemeinsam verschiedene Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise unsere Widerstandsfähigkeit in der Coronapandemie oder unsere entschlossene Reaktion und Solidarität hinsichtlich der russischen Aggression in der Ukraine und der damit einhergehenden Trauer und Zerstörung gezeigt haben. 

Königliche Hoheit,

Die Antwort auf diese Herausforderungen geht über den Rahmen unserer bilateralen Beziehungen hinaus; das Beispiel unserer Zusammenarbeit, unserer Gemeinsamkeiten ist gleichwohl eine Quelle der Inspiration und der Hoffnung für ganz Europa. 

So haben wir unsere Verteidigungsfähigkeiten weiter integriert und gestärkt. Die binationalen Einheiten, die wir am Donnerstag besuchen werden, erfüllen uns mit berechtigtem Stolz.  

In den Bereichen Infrastruktur, Logistik, Telekommunikation und Dienstleistungen zeigen wir, dass wir gemeinsam stärker sind. Auf wissenschaftlicher und industrieller Ebene arbeiten wir gemeinsam an einer ambitionierten europäischen Raumfahrtpolitik. 

Bei unserem Besuch in Lüttich übermorgen, wo so viele Luxemburger ihr Studium absolvieren, werden wir erkennen, wie stark die Verbindungen zwischen der akademischen und der wirtschaftlichen Welt sind. Last, but not least zeugen die Fondation de Luxembourg und unsere König-Baudouin-Stiftung von dem tiefen Humanismus und der Fürsorge für die Schwächsten, Werte, die unsere Völker vereinen.

Dies sind nur einige Beispiele für unsere Fähigkeit, gemeinsam die Zukunft auf den soliden Grundlagen der Europäischen Union aufzubauen.

Königliche Hoheit,
Sehr geehrte Damen und Herren,

vom Kirchberg und der Corniche aus, dem schönsten Balkon Europas, der sich über die alten Mauern der Festung Luxemburg erstreckt, schlägt das europäische Herz der Luxemburger stärker denn je. Entschlossen an Ihrer Seite lassen die Belgier die Sterne des europäischen Emblems leuchten und die Stimme Europas während unseres Vorsitzes erklingen.

Unser europäisches Engagement ist mehr denn je gefragt. Wie ich vor einigen Tagen vor dem Europäischen Parlament in Erinnerung gerufen habe, muss Europa eine glaubwürdige Antwort auf die Bedrohungen durch Populismus, Extremismus und Desinformation finden. Setzen wir ihnen weiterhin die Kraft unserer Wurzeln und den Schwung unserer Flügel entgegen.

Ich möchte daher, Königliche Hoheiten, der luxemburgischen Nation meine Anerkennung aussprechen, da sie es schafft, das zu bleiben, was sie ist: „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“, das heißt, ihre Identität und Kultur zu bewahren und sich gleichzeitig ständig anzupassen und neu zu erfinden.

Die Heimat von "Ons Heemecht" bietet mehr als hundertsiebzig Nationalitäten und vielen europäischen Institutionen ein gemeinsames Haus, die wiederum zur Ausstrahlung und Dynamik des Großherzogtums Luxemburg beitragen.

Königliche Hoheit, Ihr Land ist groß dank seines Ehrgeizes, seiner Kühnheit und seiner Strategie. Ich finde die luxemburgische Seele in den Worten der großen luxemburgischen Dichterin Anise Koltz wieder: „Jede Morgendämmerung ist ein Versprechen von Ewigkeit“. 

Mögen der Respekt vor unseren Wurzeln und der Schwung unserer Flügel unser Europa inspirieren und ermutigen, wie es in der letzten Strophe Eurer Nationalhymne erklingt: „Looss viru blénken d’Fräiheetssonn, déi mir sou laang gesinn!“ „Die Freiheitssonne, unsre Zier, lass leuchten fernerhin!“

Mit diesem Versprechen, bitte ich Sie, meine Damen und Herren, Ihre Gläser auf die Gesundheit von Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa, auf Ihren Geburtstag, verehrter Henri, den wir heute mit Freude feiern, und auf die tiefe Freundschaft, die Luxemburg und Belgien verbindet, zu erheben!